Deine Rechte und Verpflichtungen im Zusammenleben im flientje

 

Liebe(r) __________,

wir bieten dir an, dass du für eine begrenzte Zeit von bis zu 2 Jahren bei uns im flientje wohnen kannst.

Das bedeutet, dass du in der Woche im flientje lebst und dir alle beschriebenen Angebote offen stehen, damit du deine Ziele erreichen kannst.

An den Wochenenden und in den Ferien hast du die Chance das Besprochene mit deiner Familie auszuprobieren und alles was gelingt weiter auszubauen.

Wir bieten dir an, mit dir und deinen Eltern daran zu arbeiten, dass ihr einen Weg findet, wieder gut miteinander leben zu können. Deine Eltern und du erhalten die Chance, sich die Lösungen zu erarbeiten, die jeweils zu Euch passen.

Im flientje gibt es eine Reihe von Regeln und festen Tagesabläufen, die helfen sollen, dass das Zusammenleben gelingt.

Diese wirst du, wenn du zu uns kommst kennen und so denken wir auch schätzen lernen.

Damit du auch weißt, welche Rechte von dir wir beachten wollen, bekommst du heute diese Infos.
Wir bitten dich herzlich, das Folgende zu lesen und auf diese Rechte für dich und andere zu achten!

 

Grundsätzliches

So wie Erwachsene sind auch junge Menschen – Kinder und Jugendliche, Mädchen und Jungen – Personen mit eigener Würde. Du hast das Recht, dass deine Würde geachtet wird (siehe Grundgesetz).

Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit (siehe Kinder- und Jugendhilfegesetz §1.1).

Dies fordert von dir und uns immer wieder die Bereitschaft, sich im Alltag miteinander auseinanderzusetzen und gut aufeinander zu hören.

Jungen und Mädchen haben die gleichen Rechte.

 

Du hast viele wichtige Rechte

Kurz notiert

• Du hast das Recht, dass du und deine Eltern über diese Rechte informiert werden.
• Du hast das Recht, dass diese Rechte eingehalten werden.
• Du hast diese Rechte anderen gegenüber zu achten.
• Du und deine Eltern haben das Recht, dass wir euch lösungsorientiert begleiten.

„Du hast viele Rechte, nutze sie für dich.“
 

Rechte schützen

Deine Rechte werden von uns in der Verantwortung unserer Aufsichts- und Sorgfaltspflicht geachtet.
Die dazu nötigen Vereinbarungen werden mit dir bzw. in der Hausgemeinschaft besprochen.

Du hast das Recht, dass wir dir einen klaren Rahmen mit eindeutigen Regeln und Strukturen schenken und dich und andere dabei unterstützen, dass diese Rechte auch geachtet werden.
 

Recht auf Unterstützung und Begleitung

Bei allen Fragen, Sorgen und Freuden hast du das Recht dich mitzuteilen, Gehör zu finden und Unterstützung zu bekommen. Dies betrifft alle Bereiche des Erwachsenwerdens und Zusammenlebens.
 

Recht auf Gewaltfreiheit

Du hast das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung, Begleitung und Förderung.

Dich darf niemand:

• schlagen,
• erniedrigen,
• beleidigen,
• verletzen oder 
• einsperren.
   

Religionsfreiheit

Ab 12 Jahren kann dich niemand gegen deinen Willen zu einem anderen Glaubensbekenntnis überwechseln lassen.
Ab 14 Jahren hast du freie Entscheidung über deine Religionszugehörigkeit.
 

Recht auf Schule, Bildung und Medien

Du hast das Recht, die Schule kostenlos zu besuchen und dort ungestört zu lernen. 
Du darfst alle Medien nach Absprache sowie altersgemäß nutzen.

„Bildung ist dein Schlüssel zum Erfolg.“
 

Recht auf Privatsphäre

Du hast das Recht auf den Schutz deiner Privatsphäre.

Dazu gehört:

• im Schlafzimmer ein Bett, einen Schrank und Eigentum zu haben;
• dass Ausnahmen mit dir besprochen werden;
• dein Recht auf eine Rückzugsmöglichkeit (anklopfen und warten);
• dein Recht Besuche nach Absprache zu bekommen und dir zu erarbeiten, Freunde zu besuchen;
• dein Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung;
• dein Recht wertvolle Dinge einzuschließen.

Du hast ein Recht auf das Post- und Briefgeheimnis.
Du hast ein Recht auf das Telefongeheimnis.
Du hast das Recht auf monatliches Taschengeld.

Zu deinem Schutz können diesbezüglich hilfreiche Absprachen mit dir erarbeitet werden.

Das Taschengeld darf nicht aus erzieherischen Gründen gekürzt oder gestrichen werden.

Wenn du einen Schaden verursacht hast, ist eine Wiedergutmachung angesagt. Hierzu können mit deinem Einverständnis maximal 50% deines monatlichen Taschengeldes herangezogen werden.

„Wir gehen davon aus, dass du weißt was gut für dich ist.“
 

Recht auf Freunde und Freizeit

Du hast das Recht deine Freizeit selber zu gestalten, Freunde zu sehen und Spaß zu haben. Du darfst telefonieren, Freunde empfangen und mit ihnen auch auf deinem Zimmer spielen. 
Falls wir oder deine Eltern an einigen Stellen Sorgen haben bzw. etwas dagegen spricht, werden wir mit dir darüber offen sprechen. Wir schenken dir dann den Raum dir Vertrauen und Freiraum zu erarbeiten.
 

Recht auf Beziehung

Selbstverständlich darfst du altersgerechte Partnerschaften haben. Du hast das Recht auf Aufklärung und Beratung zum Thema Sexualität.
Du hast nicht nur das Recht Kontakt mit deiner Familie zu haben, sondern dies ist ein fester und verbindlicher Bestandteil der Arbeit des flientje.
 

Recht auf Zuverlässigkeit

Du hast das Recht, dass wir 

• dich im Rahmen der Hausaufgaben lösungsfokussiert begleiten und unterstützen;
• dir alle 2 Wochen ein „Sportgespräch“ (lösungsfokussiertes Einzelgespräch) anbieten;
• dir und deinen Eltern alle 2 Wochen ein lösungsfokussiertes Familiengespräch  anbieten;
• mit dir und den anderen Kindern und Jugendlichen eine Kinderversammlung machen,
• wo du deine Interessen vertreten und dich an den Planungen deiner Gruppe beteiligen kannst.

Du hast das Recht, dass wir jederzeit für dich da sind.

„Wir schenken dir ein Angebot, du nutzt dies zur Erreichung deiner Ziele.“
 

Recht auf Beschwerden als Wunsch für Veränderung

Du hast das Recht, dich zu beschweren, ohne das dir daraus Nachteile erwachsen. Wir sehen es als wichtig an, dass du dich ernst genommen fühlst bei deinen Bedürfnissen, Sorgen, Nöten  und Ängsten. Es ist uns ein Anliegen, dass du mit deinen Gefühlen gehört wirst, aufbauend auf einer Plattform des Vertrauens.

Für den Weg der Beschwerde gibt es im flientje verschiedenste Wege:

• drekte Ansprache (Versuche dein Anliegen dann möglichst so einzubringen, dass dein Gegenüber auch Lust hat, dir zuzuhören).  Wenn der Weg des persönlichen Gespräches mit dem Betroffenen dein  Problem nicht löst:
•  wende dich an einen Mitarbeiter  deines Vertrauens
•  nutze die regelmäßigen Einzelgespräche dafür
• du kannst auch gerne die Familiengespräche dafür nutzen
• wenn du etwas anonym machen möchtest, nutze dafür unseren speziellen, gut geschützten zweiten Briefkasten direkt bei der Haustür
• selbstverständlich kannst du deine Eltern oder Großeltern oder auch andere Personen deines Vertrauens nutzen, um dich mitzuteilen
• Im flientje gibt es zwei Kinder, die von der Gruppe als Sprecher gewählt werden. Diese kannst du bitten dich zu unterstützen.
• Wenn all diese Wege nicht passen oder noch nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben sollten, wende dich an die Leitung vom flientje.
• Falls dies alles nicht nützt, wende dich an den Sozialpädagogen im Jugendamt  und  trage dein Anliegen vor.

Im flientje haben wir ein klares Konzept fürden Umgang mit Beschwerden, für die Erarbeitung von Lösungen und für die Überprüfung des Erfolges der getroffenen Absprachen.

„Jede Beschwerde trägt den Wunsch nach Veränderung in sich.“
 

Recht auf Eigentum 

Uns ist es wichtig, dass du weißt, dass dein Eigentum dir gehört und du eigene Sachen haben darfst, die dir niemand nehmen darf.
Gleichzeitig verpflichtet Eigentum aber auch.
Wir werden dies mit dir besprechen.
 

Recht auf Privatsphäre

Nur du entscheidest darüber, wer an deine Sachen gehen darf oder wer dich in deinem Zimmer besucht. 
Wenn es Vermutungen gibt, dass du dich oder andere gefährdest, kann es sein, dass wir dieses Recht für kurze Zeit aussetzen müssen.
 

Recht auf ein gutes Gefühl

Dir steht ein Leben zu, in dem du dich angstfrei bewegen kannst.
Du sollst daher jederzeit das Gefühl haben, angenommen zu sein.
Dazu gehört, dass du gut versorgt wirst und gesund bleibst.
Essen und Trinken, Bekleidung, Versorgung bei Krankheit und ein Kinderzimmer, in das du dich gerne zurückziehen magst gehören hier ebenso dazu wie Erwachsene, die dich ernst nehmen und als Person akzeptieren, respektieren und achten.
Du hast das Recht, genauso behandelt zu werden wie alle anderen.
Du hast bei uns den Anspruch auf ein gutes Miteinander, auf Geborgenheit und gegenseitigen Respekt.
 

Recht auf freie Meinung

Deine Meinung ist uns nicht nur wichtig, sondern sie ist ausschlaggebend für den Erfolg deiner Nutzung vom flientje. Es ist wichtig, dass du sagst was du willst und deine Meinung gut vertrittst. Du hast immer auch das Recht „Ja“ und Nein“ zu sagen oder auch einmal zu schweigen, wenn du dies willst.
 

Recht auf Mitbestimmung

Bei alle Entscheidungen, die dich betreffen wünschen wir uns, dass du nicht nur mitbestimmst, sondern ganz bewusst und zielgerichtet für dich handelst. Wir versuchen dich dabei so gut wie möglich zu unterstützen. Dies gilt ganz besonders für die Planung der gemeinsamen Zusammenarbeit, bei der Planung des Alltages und bei Einzel-, Gruppen- und Familiengesprächen. 
 

Recht auf Hilfeplanungsgespräche

Du und deine Eltern haben das Recht, dass mindestens zweimal im Jahr ein Hilfeplanungsgespräch stattfindet, um das Erreichte vorzustellen und eigene Wünsche und Anliegen vorzutragen.

• Du hast das Recht, bei der Vorbereitung beteiligt zu sein.
• Du hast das Recht, daran teilzunehmen und deine Interessen selber zu vertreten.
• Du hast das Recht, eine Kopie des Hilfeplanes zu erhalten.
• Ihr als Familie habt das Recht, das Hilfeplanungsgespräch bestmöglich für Euch zu nutzen.

Du hast das Recht dich in allen Angelegenheiten der Erziehung und Entwicklung an das Jugendamt zu wenden und jederzeit ein HPG einzufordern.
 

Recht zu lernen Respekt auszubauen

Du hast das Recht zu lernen, Respekt vor deinen Mitmenschen, Tieren und der Natur zu entwicklen.

 

 

Unsere Grundregeln des Zusammenlebens

Umgang miteinander

Rücksichtnahme und Hilfe gegenüber anderen, besonders gegenüber Jüngeren und Schwächeren bestimmen unseren Umgang - und nicht das Recht des Stärkeren.
Meinungsverschiedenheiten und Streitereien haben bei uns Platz und Raum: Sie können über Klärungsgespräche häufig zeitnah bearbeitet werden. Wir bieten dabei auch an darüber nachzudenken, was du selber tun kannst, um in einer ähnlichen Situation anders genug reagieren zu können. Wir versuchen bei den Gesprächen deine Ziele über für dich nützliche Fragen zu unterstützen.
 

Schutz der Gesundheit

Die körperliche und seelische Gesundheit und Unversehrtheit von jungen Menschen und Erwachsenen ist für uns unantastbares Gut! 
Wir schaffen im flientje Bedingungen, um diese wo möglich zu fördern und stellen uns gegen jede Form der Beeinträchtigung Einzelner und Gruppen.
 

Wo Rechte enden

Das Recht des Einzelnen endet dort, wo Rechte anderer eingeschränkt werden (Grundgesetz).
In einigen Situationen ist es unsere Aufgabe einzuschreiten bzw. Wünsche (noch) nicht zu erlauben. Dies machen wir mit sowenig Fremdkontrolle wie nötig. 
Nach einer Phase der Beruhigung bieten wir immer ein Gespräch an, um daraus lernen zu können. Unser Motto ist auch dabei: Fragen statt sagen.
 

Formen der Mitbeteiligung

Möglichkeiten der freien Meinungsäußerung und Beteiligung an Entscheidungen sind für uns wichtig.
Deshalb geben wir jungen Menschen und Eltern möglichst umfassend Einblick in Entscheidungsprozesse bzw. beteiligen und aktivieren diese in Entscheidungsfindungsprozessen. Wir versuchen Anliegen und Anregungen ernsthaft zu berücksichtigen bzw. so zu unterstützen, dass die Beteiligten ihre Anliegen aus eigener Kraft erreichen.
Die Achtung unseres Gegenübers ihn mit seinen zu ihm passenden Lösungsideen ernst zu nehmen, versuchen wir bestmöglich umzusetzen. Unsere "Entwicklungs-Ziel-Gespräche" und "EntWicklungs-Standort-Gespräche" sind über einen Prozess von vielen Jahren so entwickelt worden, dass echte Teilhabe und Selbstbestimmung sich automatisch entwickelt.

Umgang mit Sachen

Die Räumlichkeiten, Anlagen, Arbeitsmaterialien und Fahrzeuge sind für alle da.
Wir behandeln diese pfleglich – das dient dem Wohlfühlen aller – jetzt und in Zukunft.
 

Umwelt

Umweltschutz ist uns ein gemeinsames Anliegen. Das zeigt sich im Umgang mit unserer Umwelt (Pflanzen und Tieren), der ökologischen Gestaltung unseres Gartens, der Müllvermeidung, dem Energie- und Wasser sparen, der Verwendung von umweltfreundlichen Materialien, der Nutzung von vielen Nahrungsmitteln aus ökologischem Anbau sowie dem Bezug von Ökostrom und  Erdgas mit CO₂ neutraler Energiebilanz.